#02 - Wie kann ich übers Rauchen reden?
Shownotes
Soll ich meinen Kindern das Rauchen verbieten, obwohl ich selber rauche? Ist das Rauchen bei Jugendlichen heute überhaupt noch in? Sind E-Zigaretten eine gute Alternative für Zigaretten oder sind sie sogar noch schädlicher? – Das fragen wir heute Margit Bachschwöll, Expertin für Jugendliche, vom Institut für Suchtprävention Wien.
Für Beratung und Unterstützung wenden Sie sich unter der Telefonnummer 0043 1 – 205 552 – 502 an den Verein Dialog. Zahlreiche Informationen finden Sie unter www.isp.wien und www.mindbase.at
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Moderation: Christina Scattolin Produktion: Isabella Ferenci (flowlabs.studio) Redaktion: Margit Bachschwöll (ISP), Nika Schoof (Verein Dialog) Technik und Jingle: Johannes Scherzer
Transkript anzeigen
00:00:03: Mein Name ist Christina Scattolin und ich frage im Podcast Donner.Wetter.Sucht was Eltern tun können,
00:00:10: wenn ihre Kinder im Erwachsenwerden Sex, Drugs and Rock'n Roll kennenlernen.
00:00:16: Kleine Vorschau: Verbieten alleine funktioniert meistens nicht.
00:00:21: Donner.Wetter.Sucht, der Podcast für Eltern und Erziehende.
00:00:32: Willkommen liebe Zuhörerinnen und Zuhörer bei Donner.Wetter.Sucht! Spannend ist
00:00:38: die Tatsache, dass wir in Österreich 1,8 Millionen Raucher haben, das ist doch – und
00:00:42: Raucherinnen – ein Viertel der Bevölkerung und wenn man jetzt die Gelegenheitsraucher dazu zählt,
00:00:48: sind wir bei über 3 Millionen und die Frage, die wir uns heute stellen lautet: Wie schaffe ich es,
00:00:55: dass mein Kind nicht raucht? Unsere Expertin zu diesem Thema ist Pädagogin und Supervisorin, sie
00:01:03: arbeitet beim Institut für Suchtprävention und ist für die Suchtvorbeugung für Jugendliche zuständig.
00:01:09: Hallo Margit Bachschwöll. – Hallo Christina!
00:01:12: – Hören wir uns gleich gemeinsam den Herren an,
00:01:15: einen Vater, der auf unsere Podcast Mailbox gesprochen hat.
00:01:20: Bitte stellen Sie Ihre Frage nach dem Signalton.
00:01:23: Es geht um Folgendes: es geht ums Rauchen. Ja, meine Exfrau ist eine starke Raucherin,
00:01:33: die raucht vor allem auch in der Wohnung. Ich selber rauche ab und zu, weit nicht so
00:01:40: viel wie sie und vor allem: ich rauch nicht vor den Kindern und schon gar nicht in der Wohnung.
00:01:45: Und wenn die Kinder von ihr zurückkommen, dann riechen die immer extrem stark nach
00:01:51: Rauch und bei meiner Großen mache ich mir mittlerweile auch Sorgen, dass die selber
00:01:56: schon immer wieder mal raucht. Die ist jetzt 13, die anderen zwei sind noch kleiner, die
00:02:02: sind acht und zehn. Ich möchte definitiv nicht, dass die zum Rauchen anfangen. Ist halt so,
00:02:08: dass ich selber mir momentan schwer tu komplett aufzuhören, aber ich gebe mir Mühe, das
00:02:12: zumindest nicht in Anwesenheit der Kinder zu tun. Ich würde mich freuen, wenn ich von Ihnen höre!
00:02:19: – Dieser Vater hat jetzt verschiedene Aspekte eingebracht, die für mich hier
00:02:26: zusammenkommen. Margit, wir haben auf der einen Seite eine getrennte Elternschaft,
00:02:29: wir haben drei Kinder, 8, 10, 13 Jahre alt, zwei Raucher, eine Raucherin, einen Raucher
00:02:36: unterschiedlicher Intensität. Als Drittes die Frage,
00:02:40: ob die 13-jährige Tochter wohl schon raucht und den Vater als vierten Punkt,
00:02:45: der seinerseits aufhören möchte. Margit, wie schaffen es diese Eltern,
00:02:51: dass ihr Kind nicht raucht? Und wir haben ja hier auch eine spezielle
00:02:54: Situation, nämlich eine getrennte Elternschaft mit vielleicht anderen Einstellungen dazu auch.
00:03:01: – Ja, es ist tatsächlich ein Anliegen, das wir öfters in Beratungssituationen hören.
00:03:07: Man möchte jetzt meinen, das kommt in getrennten Partnerschaften,
00:03:10: Elternschaften häufiger vor, dass sich die Paare bezüglich Erziehungsfragen nicht ganz
00:03:18: einig sind. Ich glaube, wir können das ziemlich weglassen, weil auch
00:03:23: in Partnerschaften, die nicht getrennt sind ist man oft uneinig in bestimmten Erziehungsfragen.
00:03:30: –Genau. – Die Mutter raucht,
00:03:32: der Vater nicht, beide rauchen und einer will aber nicht vor den Kindern rauchen... Also das
00:03:37: ist sehr ähnlich, ob die Paare jetzt getrennt sind oder nicht. Was alle Paare brauchen,
00:03:44: ob sie jetzt getrennt sind oder nicht ist, sie brauchen eine Auseinandersetzung mit diesem Thema.
00:03:51: Wie tun wir jetzt damit? Wir erleben das anders. Du rauchst vor den Kindern, ich rauch nicht vor
00:03:58: den Kindern, für das Kind selber ist das ein bisschen verwirrend. Im besten Falle schaffen
00:04:03: die Eltern eine gemeinsame Handhabung, dass sie sagen: okay, wir vereinbaren vor den Kindern,
00:04:10: im Beisein der Kinder, werden wir nicht rauchen. – Was natürlich bei uns ein bisschen schwierig
00:04:15: ist, weil wir hier die Mutter haben, die offensichtlich zu Hause raucht. Das heißt
00:04:19: das Gespräch wäre wichtig und der Wunsch des Vaters, so, bitte sei so lieb und rauch
00:04:23: eben, wenn es geht, nicht vor den Kindern. –Wenn das Gespräch nicht in dem Sinn glückt,
00:04:28: dass sie eine gemeinsame Handhabung haben, dass sie einfach eine Transparenz schaffen
00:04:33: für die Kinder, dass der Vater sagt: okay, bei mir ist es einfach so, ich rauche gelegentlich,
00:04:40: ich möchte das nicht vor euch machen, mir ist eure Gesundheit wichtig, ich möchte nicht
00:04:46: vor euch rauchen und ja, darum gehe ich jetzt raus. Eure Mutter macht das vielleicht anders,
00:04:51: ich bleibe dabei, ich mache es so, Punkt. – Weil man da zumindest diese zwei Dinge einzeln
00:04:58: sehen kann, diese zwei Haushalte. Wenn die Mutter jetzt weiter raucht, ein Aspekt,
00:05:02: der mich da sehr interessiert ist, dass man ja schon immer wieder auch hört: Passivrauchen
00:05:09: ist auch nicht so ungefährlich. Wie schaut es mit dem Passivrauchen aus?
00:05:12: – Ja, Passivrauchen ist für jeden Menschen nicht gesundheitsförderlich,
00:05:17: ja, also das kann man sich schon denken. Für Kinder in
00:05:21: einem ganz besonderen Ausmaß ist das nicht gut. – Weil man sagt ja immer, weil es ist genauso,
00:05:27: wenn ich selbst rauche, kann ich mich so ein bisschen im Hinterkopf erinnern, der,
00:05:32: der passiv mitraucht ist fast genauso betroffen, wie ich es eigentlich bin. Und ich denke mir
00:05:37: jetzt, auch in meiner Mutterrolle finde ich das gut, wenn da alle Alarmglocken vielleicht
00:05:42: auch läuten, dass man sagt, der Wohnraum soll zumindest nicht beraucht werden,
00:05:48: oder ich glaube auch genauso ist es im Auto, weil das Auto ist ja kleiner auch noch. Da glaube ich
00:05:52: gibt es ja auch ein Gesetz, dass man mit Kindern im Auto nicht rauchen darf, soweit ich das weiß.
00:05:57: – Das stimmt, das stimmt. Das gibt es seit 2019 jetzt und es ist einfach die Empfehlung
00:06:03: und von der Prävention eine deutliche Forderung, dass in geschlossenen Räumen
00:06:09: im Beisein von Kindern nicht geraucht werden sollte. Das kann ich nur unterstützen, die
00:06:15: Gesundheit ist da bei Kindern einfach gefährdet. Die Organentwicklung, die Gehirnentwicklung ist
00:06:20: einfach noch nicht abgeschlossen und darum ist das einfach zu vermeiden.
00:06:24: – Was ich beobachte da, Bekannte von uns, die waren wirklich beide starke
00:06:31: Raucher, da weiß ich auch, wenn ich bei denen vorbei gegangen bin, in der Küche,
00:06:34: hat es gedampft immer, wirklich, da so viele Leute auch zusammen gesessen sind,
00:06:37: wie es auch früher so der Brauch war. Da hat man einfach drinnen geraucht. Ich kann mich erinnern,
00:06:42: auch an meine Kindheit, das ist jetzt Gott sei Dank weniger und manche, so beobachte ich das,
00:06:49: haben dann diesen Zugang, dass sie sagen, naja, dann dampf ich zumindest. Den Herren,
00:06:55: an den ich jetzt gerade denke, dieser Vater, der hat permanent eine Dampfwolke, die besser für mich
00:07:00: riecht, als der Zigarettenrauch, aber der dampft halt dahin und steigt dampfend aus dem Auto aus
00:07:06: und geht dampfend in sein Haus hinein... Kann man sich da jetzt freuen und sagen,
00:07:10: naja, das ist jetzt weniger gefährlich für mich und meine Umwelt? Und es ist auch so,
00:07:14: dass man sagt, okay, dann rauche ich halt vielleicht E-Zigaretten. Ist das dann besser?
00:07:19: – Tabak Verwandte oder Nikotin-Ersatzprodukte machen
00:07:25: vielleicht Sinn für Menschen, die sehr viel, sehr lange schon rauchen und die ihre
00:07:33: Abhängigkeit mit sonstigen Strategien noch nicht losgeworden sind. Also da
00:07:40: als Umstieg, als Ausstieg auf eine vielleicht nicht so riskante Art und Weise Tabak zuzuführen
00:07:49: ist möglicherweise für die vorübergehend sinnvoll und sonst für gar nichts. Es ist
00:07:55: weder eine gesundheitsschonendere Variante des Rauchens noch ist es für Kinder besser zu sehen,
00:08:05: dass Eltern eh nicht wirklich Zigaretten rauchen, sondern nur so ein elektronisches Dingsbums
00:08:10: in der Hand halten. Neben den gesundheitlichen Aspekten, dass Dampfen natürlich auch ein Risiko
00:08:18: birgt, ist ja auch der Vorbild-Charakter entscheidend. Kinder beobachten Eltern ja
00:08:24: permanent. Wenn man drei- bis fünfjährige Kinder zum Beispiel fragt: zu welchen Anlässen rauchen
00:08:30: deine Mama oder Papa? Dann können sie sehr genau sagen: wenn sie einen Kaffee trinken,
00:08:36: wenn sie mit Freundinnen tratschen, wenn sie sich gestritten haben, beim Telefonieren... und
00:08:43: was sie da wahrnehmen ist: nach der Zigarette sind Erwachsene meistens entspannter und das ist etwas,
00:08:51: was sie sich sehr gut abschauen und da kann man sich als Elternteil schon die Frage stellen,
00:08:57: will ich das meinem Kind lernen? Will ich meinem Kind lernen, dass du dich
00:09:02: nur mit einer Zigarette, E- Zigarette oder sonstigen Tabakprodukte entspannen kannst?
00:09:08: – Was mich auch überrascht hat jetzt, jetzt sind gerade wieder andere Plakate, aber so
00:09:14: vor ein paar Wochen, um keine Namen zu nennen, war ein Produkt beworben, dass ich jetzt nicht
00:09:21: rauche aber doch Nikotin zu mir nehmen kann; groß plakatiert. Da war ich überrascht, weil ich weiß,
00:09:28: man darf ja keine Zigarettenwerbung plakatieren oder in Zeitschriften reingeben aber das,
00:09:33: um zu meinem Nikotin zu kommen, das war auf Autos drauf, als Werbung und so weiter, das war schon
00:09:40: für mich, wo ich mir gedacht habe, a-ha, und das darf jetzt sein? Warum geht das?
00:09:45: – Ja, das Gesetz regelt Tabakerzeugnisse oder Tabakverwandte Erzeugnisse und diese Produkte
00:09:54: umgehen diese gesetzlichen Regelungen ganz offensichtlich, in dem sie eben keine
00:10:00: Tabakprodukte sind, sondern Nikotinprodukte und du sprichst da Nikotinbeutel an, deren Namen
00:10:08: oder Erzeugnisse ich nicht jetzt nennen will, ja, das sind ausschließlich Nikotinprodukte, da gibt
00:10:17: es eine Grauzone in der Gesetzgebung und das wird ausgenutzt. Und ich habe eine, meistens sehr hohe
00:10:25: Dosis an Nikotin, das schnell anflutet, was auch natürlich sehr schnell abhängig macht.
00:10:30: – Also auch nicht zum schnell einmal Ausprobieren, damit man keine Zigarette raucht.
00:10:35: – Würde ich mir gut überlegen. – Und apropos Rauchen, wenn wir
00:10:39: zum Vater zurückkehren... der vermutet ja, dass seine 13 jährige Tochter vielleicht
00:10:48: schon ein bisschen das ausprobiert hat. Ich denke mir auch, vielleicht ist es so,
00:10:53: dass 13 so auch das Alter ist, wo man es vielleicht probiert. Hoffentlich nicht früher,
00:10:59: aber ich denke mal 13 ist wahrscheinlich realistisch, das musst du mir sagen Margit,
00:11:03: vom Alter her, wo Kinder schon einmal zur Zigarette greifen, um so auszuprobieren.
00:11:09: – Ja also das Einstiegsalter ist so um die 14 Jahre durchschnittlich, also zwischen
00:11:17: 14 und 17 gibt es schon einen großen Anteil an Jugendlichen, die das einmal ausprobieren wollen.
00:11:22: Viele hören davon einfach schnell wieder auf. Also das ist für sie nicht gut, das schmeckt nicht gut,
00:11:31: sie sehen keinen Nutzen darin, es wird ihnen vielleicht schlecht, sie riechen nicht gut,
00:11:37: also sie merken das schnell, dass es da auch Nachteile gibt und hören wieder auf. Und dann
00:11:42: gibt's halt einige, und in Österreich noch immer, eigentlich, zu viele, international gesehen,
00:11:47: die das schon interessant finden. Jugendliche experimentieren gern und Suchtmittel gehören in
00:11:54: die Erwachsenenwelt und für Jugendliche gibt es eigentlich in dieser Pubertätsphase kaum
00:12:00: was Attraktiveres als dieser Erwachsenenwelt anzugehören und darum ist dieses ich rauche,
00:12:08: ich trinke Alkohol, ist so ein Zeichen: ich gehöre dazu, ja, das ist für viele ein ganz wichtiges
00:12:16: Motiv. Dann, natürlich, hängt's auch ein bisschen davon ab, rauchen Freunde oder Freundinnen,
00:12:21: und was, glaube ich, zunehmend außer Acht gelassen wird, was aber auch ein großes Motiv
00:12:28: ist, ist dass tatsächlich viele Jugendliche Stress verspüren und eine Linderung suchen.
00:12:35: –Wie sie es ja auch vorgelebt bekommen haben, wie du das jetzt vorher erzählt hast.
00:12:38: – Genau. Die haben's auch vorgelebt bekommen, dass das vielleicht schnell wirksam ist und sie spüren
00:12:45: es möglicherweise selber, weil Zigarettenrauch, das Inhalieren bewirkt, dass ich schnell das
00:12:51: Belohnungssystem aktiviere und mich schnell wieder besser fühle und mich entspanne. Und
00:12:57: das ist etwas, was einfach schnell erlernbar ist. Also Rauchen kann jeder ganz schnell lernen, ja,
00:13:03: Entspannungstechniken brauchen da viel länger, oder mir immer wieder die Frage zu stellen,
00:13:08: was tut mir gut, damit ich so ein bisschen entspannter herum gehen
00:13:12: kann? Also es wird eine Abkürzung gesucht, die leider sich dann schnell festlegt.
00:13:17: – Wie ist denn gerade auch der Trend der Jugendlichen? Weil ich hab das
00:13:23: Gefühl, so diese 16-, 17-Jährigen, die ich manchmal, also sagen wir so, eher so Hälfte,
00:13:29: Hälfte. Die Hälfte, die ich sehe, ist schon rauchend und manche mit denen ich auch spreche,
00:13:34: weil's im weiteren Familienkreis ist, die sind in diesem Alter und die sagen: nein sicher nicht. Wir
00:13:41: rauchen nicht. Rauchen jetzt aktuell weniger Jugendliche? Oder wie siehst du das?
00:13:46: – Also ungefähr drei Viertel der Jugendlichen in Österreich raucht nicht.
00:13:51: – Okay. – Dieses Bild von vielen Eltern:
00:13:56: ich kann eh nichts gegen das Rauchen machen, weil sie rauchen irgendwann sowieso, also das stimmt
00:14:03: so nicht, weil es ja doch mehr als die Hälfte ist, die sich für ein Leben ohne Rauchen entscheiden.
00:14:09: – Also mehr als früher eigentlich. – Mehr als früher. Also der Trend
00:14:14: ist wirklich so, dass es weniger wird. Dass Jugendliche gesundheitsbewusster
00:14:20: werden und für viele es nicht mehr so attraktiv ist Tabakprodukte zu verwenden.
00:14:27: – Wenn mein Kind mich jetzt fragt, das wird mir wahrscheinlich auch blühen,
00:14:32: wenn es darum geht, ok gut, sie werden sicher in irgendeiner Form darüber nachdenken... und
00:14:37: dann bekomme ich die Frage: Mama, hast denn du einmal geraucht? Weil meine Kinder bekommen mit,
00:14:43: dass ich nicht rauche, aber ich müsste sie anlügen und sagen: nein, ich habe nie geraucht. Das stimmt
00:14:49: aber nicht. Ich habe auch in meiner Jugend geraucht. Soll ich die Wahrheit sagen?
00:14:53: – Auf jeden Fall. Ich glaube, das ist auch wichtig für Kinder mitzukriegen... meine
00:14:59: Eltern sind auch nicht so perfekt und man kann aufgrund dessen, welche Erfahrungen
00:15:05: man gemacht hat in dieser Zeit ja auch gut ins Gespräch kommen. Ich kann auch erzählen, warum
00:15:11: ich damals angefangen habe zu rauchen, welche Gedanken da dabei waren oder war's gedankenlos,
00:15:17: wie es mir geschmeckt hat oder nicht, zu welchen Anlässen ich geraucht habe und dann
00:15:22: ist es natürlich auch wichtig, immer wieder auch zu erzählen, was hat mich gestört daran,
00:15:28: wo habe ich Schwierigkeiten bekommen, wie hat sich das auf meine Gesundheit ausgewirkt. Also
00:15:34: war ich zum Beispiel beim Stiegensteigen schon ein bisschen atemloser oder habe ich
00:15:40: oft gehustet in der Früh und dann zu sagen, irgendwann war der Punkt da und dann habe ich
00:15:45: aufgehört und das war dann vielleicht nicht einfach und ich habe es oft probieren müssen
00:15:50: und ich war da oft sehr traurig darüber, dass mir das nicht gelingt, die Kontrolle darüber
00:15:55: zu haben. Also ich würde über diese negativen Aspekte schon auch sprechen, aber ehrlich. Und
00:16:03: ich muss dabei nicht alles brühwarm erzählen, ja, aber das, was ich sage, sollte wahr sein. Ja, ich
00:16:10: glaube Kinder haben auch einen ganz guten Riecher dafür, wenn das nicht authentisch rüberkommt.
00:16:16: – Also ich muss jetzt nicht ins Detail gehen von meinen Erzählungen,
00:16:19: was ich erlebt habe und in welchen Zuständen ich vielleicht auch als Mutter, als Vater ‘mal war,
00:16:25: weil es ist ja nicht mehr so und wenn wir auch uns unsere getrennte Elternschaft vom Anruf anhören,
00:16:33: ist es ja so, dass die Mutter wahrscheinlich weiter raucht. Aber wir haben jetzt auch einen
00:16:37: Vater, der aufhören möchte sehr gerne und es offensichtlich nicht schafft. Der schon auch
00:16:44: wahrscheinlich viele Rauch-Jahre mit sich trägt. Meine Frage geht in die Richtung, wie können,
00:16:52: wie könnte man ihn zum Beispiel unterstützen und ist er allein mit dem, dass er den Kindern
00:16:57: ein Vorbild ist nicht zu rauchen? Also die erste Frage an dich Margit: gibt es eine Möglichkeit für
00:17:04: diesen Mann auch Unterstützung zu bekommen? – Ja, in jedem Fall. Er kann sich ganz
00:17:08: unterschiedliche Arten von Unterstützung holen. Also erstens finde ich einmal gut,
00:17:14: dass er selber bemerkt: da gibt es einen Veränderungswunsch. Und so Veränderungswünsche
00:17:20: im Bezug auf Suchtmittel kommen auch tatsächlich öfter, wenn zum Beispiel sich eine Schwangerschaft
00:17:28: ankündigt, wenn Kinder nachfragen oder die Sorge äußern, dass die Eltern sterben können,
00:17:37: weil der Rauch, das lernen sie in der Schule, ist so schädlich für die Lunge und dann sprechen
00:17:43: sie zu Hause mit: Papa ich will nicht, dass du rauchst, weil ich will nicht, dass du stirbst.
00:17:47: Also so formulieren Kinder öfters ihre Sorge um die Gesundheit der Eltern und ich denke mir,
00:17:54: das sind oft so Magic Points, wo Eltern das auch zum Anlass nehmen können, über ihr
00:17:59: eigenes Konsumverhalten nachzudenken und einmal zu schauen, ob's noch so stimmt für sie oder ob sie
00:18:07: da auch einen Veränderungswunsch spüren. Und wenn dieser da ist, dann gehört im nächsten Schritt
00:18:13: einmal die Zuversicht gestärkt, weil alles, was wir hören ist immer: zum Rauchen aufhören ist
00:18:20: so schwer. Und das mag für viele stimmen, manche brauchen wirklich ein paar Anläufe,
00:18:25: um das dann zu schaffen, aber viele schaffen das auch einfacher, weil sie, weil sie die
00:18:31: Zuversicht haben und weil sie Ziele haben, wie sie das ohne Rauchen auch schaffen möchten. Ja,
00:18:36: und mein Rat an den Vater ist da zum Beispiel sich mit Menschen zu unterhalten, die das geschafft
00:18:43: haben. Sich da so positive Momente zu holen und Tipps und Tricks, wie die das geschafft haben.
00:18:51: Das würde ich als Erstes einmal empfehlen. Wenn man da noch nicht recht weiter kommt, dann gibt
00:18:57: es auch Möglichkeiten Beratung zum Beispiel in Anspruch zu nehmen. Das Rauchfreitelefon ist
00:19:03: zum Beispiel eine gute Anlaufstelle dafür. – Also einerseits sich auszutauschen, was ja
00:19:08: auch ganz oft der Fall und die Notwendigkeit ist, dass man nicht allein ist, und wie heißt es
00:19:13: nochmal? Nichtrauchertelefon? – Rauchfreitelefon.
00:19:14: – Rauchfreitelefon. Und eine spannende Geschichte, über die ich auch gestolpert bin ist,
00:19:23: dass es auch in Schulen, das, glaube ich, heißt gemeinsam stark werden in der Prävention und
00:19:30: in der Vorbeugung zur Nicht-Abhängigkeit Dinge gibt, die Kindern angeboten werden.
00:19:34: – Ja. Also ich glaube, da muss ich ein bisschen weiter ausholen,
00:19:39: weil wir da prinzipiell über Suchtvorbeugung, also Prävention, sprechen. Bei jungen Kindern,
00:19:47: wie in der Volksschule, gibt es jetzt nicht mehr so diese Aufklärungsstunden, wie vielleicht wir
00:19:54: das alle gehabt haben, zum Thema Zigaretten oder Alkohol eine Stunde. Alkohol ist schlecht,
00:20:00: Zigaretten zu rauchen ist schädlich für die Gesundheit, macht das nicht. Da war es ein
00:20:06: bisschen abgehakt. Wir sind der Überzeugung, nicht nur wir als Fachstelle sondern auch die WHO, die
00:20:12: Weltgesundheitsorganisation, also wir sind der Überzeugung, dass das notwendig ist, Kinder schon
00:20:19: von früh an zu stärken in ihren Kompetenzen, in ihren Fähigkeiten ein zufriedenstellendes Leben
00:20:27: zu führen. Das entstresst viele Menschen einfach ungemein, wenn ich weiß, wie kann ich Konflikte
00:20:35: ansprechen, wie kann ich meine Gefühle managen, wie kann ich mit Stress umgehen, kann ich mir
00:20:42: Ziele setzen, kann ich mich durchsetzen, kann ich mich kreativ betätigen? Das sind alles wichtige
00:20:49: Kompetenzen, die ich von klein auf erfahren, erleben, lernen muss, um dann zufrieden mit mir
00:20:57: und meiner Umwelt zu sein. Und wenn ich das bin, dann bin ich weniger gefährdet an Suchtmitteln
00:21:05: hängen zu bleiben. Ja, ich werde vielleicht auch als 12-Jähriger, 15-Jähriger, 17-Jähriger
00:21:13: oder -Jährige herumexperimentieren, aber die Chance, dass ich da hängen bleib' und dass
00:21:20: ich das als Heilmittel für Imbalancen bei mir spüre, das wird nicht so hoch sein.
00:21:26: – Und es ist ja auch nicht so, dass man, wie früher, eine Stunde hat,
00:21:29: sondern da beschäftigt man sich ja länger damit, sich Möglichkeiten
00:21:33: der Vorbeugung des Mit-mir-zufrieden-Seins lerne. – Genau. Das sind so Lebenskompetenzprogramme,
00:21:40: so heißen die, wie: gemeinsam stark werden. Oder es gibt dann auch eines
00:21:43: für die Unterstufe in Gymnasien oder neuen Mittelschulen, wo über vier Jahre hindurch
00:21:50: immer wieder Schwerpunkte aufgegriffen werden und regelmäßig Unterrichtsstunden dazu gemacht werden,
00:21:57: damit Kinder da bestmöglich geschützt und gestärkt werden.
00:22:01: – Ich finde dieses Wort Lebenskompetenz und Lebenskompetenzen nämlich sehr schön. Ich
00:22:09: für mich sage, wir haben die Frage des Vaters gut beantwortet mit unseren, mit unseren vier
00:22:17: Punkten, die wir am Anfang gehabt haben, Margit, wenn wir das nochmal zusammenfassen:
00:22:21: die getrennte Elternschaft, die wir hier... wo jeder eine klare Haltung beziehen soll. Auch das,
00:22:29: wo wir sagen, wie ist es mit der Intensität des Rauchens und eher eben vor den Kindern
00:22:34: nicht und auch, dass wir sagen super, dass der Vater selber jetzt probiert von seiner... eine
00:22:41: neue Lebenskompetenz sich auch hier zu schaffen und Nichtraucher zu sein.
00:22:46: – Ja, das hast du gut zusammengefasst. Worüber ich noch zu wenig, glaube ich,
00:22:53: gesagt habe, oder was mir noch ein großes Anliegen wäre ist Eltern mitzugeben, weil es da immer ja so
00:22:59: eine Unsicherheit gibt: ich rauche selber, wie kann ich denn da es fertig bringen, es schaffen,
00:23:07: unter Anführungszeichen, dass mein Kind dann nicht raucht, diesen Tipp mitzugeben: sprechen Sie immer
00:23:14: wieder an, dass Sie nicht wollen, dass Ihr Kind raucht. Sagen Sie: ich möchte nicht, dass du
00:23:20: rauchst, ich rauche selber, es fällt mir schwer damit aufzuhören. Ich find's nicht mehr so klasse,
00:23:26: so leiwand, dass ich selber rauch'. Mir tut es manchmal nicht gut, ich huste in der Früh, ich
00:23:34: habe Probleme beim Treppensteigen, ich kann nicht mehr so schnell laufen, ich sorge mich manchmal,
00:23:40: ob das nicht schon Gesundheitsschäden sind... Ja, also dass ich da sehr transparent bin und
00:23:46: eine klare Haltung einnehme, auch wenn ich rauche will ich nicht, dass du anfängst zu
00:23:52: rauchen. Ich sorge mich um deine Gesundheit und ich fühle mich da auch verantwortlich dafür und
00:23:58: ich möchte das in deinem Leben sozusagen nicht mit geben, sondern ich möchte dir lustige,
00:24:03: kreative, positive Dinge mitgeben und das Rauchen, das habe ich selber halt einfach nicht gut im
00:24:08: Griff, das soll bei mir einfach bleiben. – Danke Margit für diese Schlussworte.
00:24:12: Danke für deinen Besuch, danke dir für das Gespräch!
00:24:16: Wir freuen uns auf Ihre Anliegen, Ihre Fragen auf unserer Podcast Mailbox unter
00:24:21: 01 205 552 502. Ich freue mich auf's nächste Mal bei Donner.Wetter.Sucht!
00:24:31: Wenn Sie Beratung und Unterstützung suchen, dann wenden Sie sich unter der Telefonnummer 01 205 552
00:24:41: 502 an den Verein Dialog oder informieren Sie sich unter www.sdw.wien. Dieser Podcast wurde
00:24:49: finanziert vom Institut für Suchtprävention der Sucht- und Drogenkoordination Wien und
00:24:54: wurde in Zusammenarbeit mit dem Verein Dialog produziert.
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